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Finden der Verhörprotokolle

Lothar Gruchmann
Lothar Gruchmann

Erst als Lothar Gruchmann 1964 zufällig auf die Berliner Verhörprotokolle Elsers stieß (die Münchner blieben verschwunden) und sie veröffentlichte, breitete sich Staunen aus.

(Gruchmann: „Autobiografie eines Attentäters“. Stg. 1970, 1989)

Konnte es sein, dass ein Einzelner, ein Mann aus dem Volk, ein Handwerker, so früh bereits das Treiben der Nazis durchschaute, sich zum Handeln entschloss und handelte?

Gruchmann, Historiker vom Institut für Zeitgeschichte, war zum Schluss gekommen: Elser war kein Werkzeug von niemandem. Er hat die Tat alleine geplant und durchgeführt, niemanden eingeweiht, niemanden verraten.

Er hat keinen Fehler gemacht (wie Sophie Scholl, als sie die Flugblätter in den Lichthof der Münchner Uni flattern ließ; oder Graf Stauffenberg, als er das restliche Dynamit nicht einpackte).

Wer konnte schon ahnen, dass zum allerersten Mal Hitler früher mit seiner Rede beginnen und früher enden würde und dreizehn Minuten vor der Detonation den Saal verließ?

Lothar Gruchmann
Manfred Bühl
Gruchmanns Rede bei Elseer-Platzeinweihung
Aus Gruchmanns Rede bei der Platzeinweihung am 25. Januar 1997

Am gleichen Tag der Platztaufe redete auch der Sohn, Manfred Bühl:Manfred Buehl

„Als Sohn von Georg Elser ist es mir eine große Freude, bei der heutigen Einweihung der Georg-Elser-Platzes dabei zu sein. Es dürfte allgemein bekannt sein, dass ich 1930 in Konstanz unehelich geboren wurde und zwar als Sohn der Mathilde Niedermann und des Georg Elser. Ich bin bei meinen Großeltern aufgewachsen, bis meine Mutter 1939 Hans Bühl geheiratet hat, seither heiße ich Bühl. Im Januar 1945 ist mein Adoptivvater gefallen, meine Mutter selbst verstarb 1980.

Dass Georg Elser mein leiblicher Vater war, habe ich erst im Alter von ca. 7 Jahren erfahren, leider nicht von meiner Mutter, sondern von einem Schulkameraden. Derselbe hat mich auch 1939 darauf aufmerksam gemacht, dass mein Vater der Attentäter vom Bürgerbräukeller war. Der Name Elser war bei mir zu Hause tabu, zumindest so lange noch Krieg war. Meine Mutter besaß eine von meinem Vater gefertigte Schmucktruhe, in der sie 2 Passbilder aufbewahrte. Auf meine Frage, wer dies sei, hat sie ein Bild vor meinen Augen zerrissen. Später hat sie mir gestanden, dass dies mein Vater gewesen sei.“

Joachim Ziller
Joachim Ziller (Gedenkstätte Königsbronn) mit dem Schmuckkästchen