12.Eugen Rau, Georgs bester Freund aus Königsbronn (1903 — 1995)
Georgs bester Freund, Königsbronn: „Er war kein Mörder, er wollte nur Mörder hinmachen.“
I mach des no, I duas Der am 13.11.1903 geborene Eugen Rau macht einen aufgeschlossenen Eindruck; seine lachenden Augen strahlen hinter der Brille trotz des hohen Alters noch immer eine jugendliche Lebendigkeit aus. Er wirkt aufgekratzt, wenn man an die Zeit des Anschlags, den GEORG ELSER gegen Hitler durchführte, zu sprechen kommt.
Die Erinnerung an diese Zeit ist lebendig geblieben. 40 Jahre lang verschwieg Eugen Rau, dass er und seine Frau indirekt über das
Attentatsvorhaben unterrichtet waren. Im Gespräch merkt man Eugen Rau an, dass er froh ist, darüber zu sprechen, damit die Wahrheit ans Licht kommt. Er erzählt so anschaulich, dass man die Distanz von 50 Jahren schnell vergisst. Herr Rau. wie kam es. dass GEORG ELSER zu Ihnen Vertrauen hatte? Er war ja, wie es uns auch die Gestapo-Protokollc zeigen, schr vorsichtig. Er wollte niemandem schaden und auf keinen Fall jemanden in seine Vorbereitungspläne hineinziehen. „Nun, Georg war mein Schulkamerad und Jugendfreund vom 7. Lebensjahr an. Es war ein Zufall, dass wir vom geplanten Attentat erfuhren. Es hatte sich folgendermaßen zugetragen: Im August 1939 beim Beerenpflücken, während der Himbeerzeit, sah meine Frau Emma, wie sich ein Mann mit Fahrrad bemühte.
Sich hinter den Bäumen des Hochwalds zu verstecken. Meine Frau sagte zu mir. *Da hanna,des ischt doch dr Elser Georg.‘ – Ich: „Ha, noi‘; Doch sie meinte: „Der hat’s Fahrrad drbei.a Wir gingen dann mit den Worten: „Ja, Georg, was machscht du dann dahoba [das Waldstück befindet sich oberhalb von Königsbronn, Richtung Ochsenberg] — du bisclVdoch auf Georg zu. Georg: , I meim Vater schwätza —i will aber von riietpand gseha wera.e
Nach dem üblichen: „Wie goht’s, was duasch ond was brach es aus dem Georg heraus: *Mir kriegad en Peutschland koi bessera Zeit, hend koi bessere Zukunft, bevor dui Regierung et end Luft gschprengt isch. Ond i sag’s dir, i mach des no, i duas.• Ich sagte zu ihm: des kascht doch et Georg verabschiedete sich von uns mit der eindringlichen Bitte: *Gell, schwätzet fei Nach dem Attentat Eugen zu Emma: *Jetzt hat’s dr Georg doch dau! Bass auf, wenn se kommat, egal wer’s isch, na derfscl#loß «aga: Du woisch von nex, selbscht wenn s’de eischperrat!ß Ein halbes Jahr lang werden die Raus von der Gestapo verhört, ohne Ergebnis.
war kein Judenfeind. Ich kann mich noch an eine Äußerung von ihm entsinnen. Er sagte einmal zu mir:, Warum plagt man die Juden so, warum macht man sie kaputt? “ In einem Heidenheimer Zeitungsartikel vom Oktober 1965 wird GEORG ELSER als labil und unstet sowie als Eigenbrötler dargestellt. War er so?„Nein, all das war er nicht. Er war allerdings ein Mensch, der auf Gerechtigkeit pochte, wenn er sich im Recht wähnte. Er ertrug außerdem keine Grobheiten.
Georg war Mitglied im Musikverein.
Er konnte sehr lustig sein. Ich kann mich noch gut an viele gemeinsame Musikveranstaltungen erinnern. Er spiel! JZither und Bandoneon. Wir machten in dieser Zeit auch viele gemeinsame Ausflüge. sowie GEORG ELSER (2. von rechts) und dessen damalige Freundin. Er war kein Mörder, der Georg, er wollte nur Mörder hinmachen.“