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Die Autorin stellt sich vor

Im Juni 1943 auf dem 500-Hektar-Gut Denkhaus, Kreis Arnswalde in Pommern, als einziges Kind der Besitzer Maria und Fritz Schlumberger geboren. Mit 1,5 Jahren im Januar 1945 mit den Pferde-Treck, Großmutter, Eltern und Landarbeitern von Denkhaus in den Wesnten von der Sowjetarmee geflüchtet. Der Vater wird noch an die Front geschickt und gerät für Jahre in russische Gefangenschaft. Die Mutter leitet den Treck mit an die hundert Leuten, Alten, Frauen und Kindern, der in der englisch besetzten Tone bei Rostock ankommt.

Nach einer Grenzbegradigung befinden wir uns wieder in der Sowjetzone und werden zurückgeschickt nach Glendelin bei Demmin in Mecklenburg-Vorpommern, wo wir bis 1948 lebten.

Danach organisierte die Mutter die Flucht über Berlin mit einem „Rosinenbomber“ zur Familie des Vaters in den Nordschwarzwald, ins DorfBösingen bei Freudenstadt.

1950 übernahmen die Eltern, der Vater war gerade aus Rußland zurück, die Pacht des 100 Hektar großen Hofes Dicke im Kreis Calw, von wo aus ich jeden Tag zwei Stunden durch den Schwarzwald stapfte, zum Bahnhof Teinach und von dort aus nach Calw zur Schule fuhr. Die Liebe zu Pflanzen und Tieren wuchs.

Mädchenschule, dann mathematisch – naturwissenschaftliches Gymnasium, Klassensprecherin, Theater-Inszenierungen und Reisen organisiert.

1962, nach dem Abitur, sechs Monate als Zimmermädchen in London gearbeitet. Schauspielangebote bei Twentieth Century Fox abgelehnt, wegen der inzwischen nur allzu bekannten „Me too“ -Situation.

Danach Studium von Romanistik, Germanistik und Philosophie in Tübingen, Paris (Sorbonne) und München. Promotion über den „Philosophischen Dialog“ im 18. Jahrhundert in Frankreich (,,Studien zu Voltaire, Diderot und Galiani“ 1971).

Nebenjobs: Nachhilfeunterricht, Verkaufen, Bedienen, Modeln, Interviews für Infratest. Lateinlehrerin an der Rudolf-Steiner-Schule in München.

1963: Mit einer Kommilitonin zum Spanisch-Ferienkurs nach Torremolinos. Beim Abstecher nach Marokko von einem Polizeikommissar in sein Heimatdorf entführt. Nach einer Woche gelingt die Flucht, wir trampen wieder zurück nach Tübingen, sind rechtzeitig beim Fest zum Semesterbeginn zurück.

1964: Überführung eines Autos von München nach Teheran zur Schahzeit. Rückweg über Eriwan, Moskau, Warschau, Berlin zurück nach München.

Die 68er-Studentenrevolte in Tübingen und München mitgemacht. Seit Beginn der 70er-J ahre mit der „Aktion Maxvorstadt“ jahrzehntelang gegen den Ausverkauf unseres Stadtviertels gekämpft.
Wir organisierten Münchens erstes Straßenfest in der Türkenstraße mit Ali Mitgutsch.

Ich schrieb als feste, freie Mitarbeiterin (Feuilleton, Fernsehseite) für die Münchner AZ, die Frankfurter Rundschau, die Basler Zeitung, aber auch für „Emma“ und „Playboy“. Mit dem Playboy-Honorar (u.a. für ein Lexikon des Islam, Interviews mit Fassbinder und Zadek, eine Kurdistan-Reportage aus Chomeinis Iran) konnten verschiedene ehrenamtliche Aktivitäten finanziert werden.
Als Mitarbeiterin des PDI (Pressedienst Demokratische Initiative) Broschüren – gegen Rechtsradikalismus und für die portugiesische Nelkenrevolution – und Bücher (,,Technik des politischen Rufmordes“ mit Kurt Hirsch 1974 und „Schöne, heile Arbeitswelt“ mit Monika Held 197 6) verfasst.

Daneben Pressekonferenzen, Ausstellungen (z.B. von Klaus Staeck) und politische Reisen organisiert.

Bei einer dieser Reisen Günter Wallraff vom PDI-Presseausschuss in Portugal kennengelernt und ein gemeinsames Projekt entwickelt: Finanzielle Unterstützung der ärmsten Kooperative im Alentejo, in der wir drei Monate lebten und von dort aus begannen, einen Putsch des Ex­Präsidenten Spinola aufzudecken und zu verhindern.

„Aufdeckung einer Verschwörung“ heißt dann auch das daraus entstandene Buch „Die Affäre Spinola“ (1976).

Als Vorsitzende der „Initiative Rundfunkfreiheit“ Veranstaltungen gegen die Beschränkung der Meinungsfreiheit mit Politikern, Musikern und Kabarettisten organisiert. Drunter an einem Abend im Schwabingerbräu: Dieter Hildebrandt, Jörg Hube, Helmut Ruge und Gerhard Polt, der von diesem Abend an seine Karriere startete.

Zwei Bücher entstanden in dieser Zeit: ,,Was ist mit unserem Rundfunk los?“ (1976) und ,,Was ist, wer will, wem nützt Kabelfernsehen?“ (1978).

Die 70er-Jahre wurden für mich das Jahrzehnt der weiten Reisen:

  • Auf die Komoren im Indischen Ozean, nördlich von Madagaskar, als Übersetzerin eines Tourismusexperten
  • Nach Guinea-Bissao, Westafrika, auf der Suche nach der Methode ihres Befreiungskampfes gegen die Kolonialmacht Portugal
  • Trekking im Himalaja in Nepal
  • Südalgerien, Hoggar- und Tassiligebirge, Höhlenzeichnungen und Leben der Tuareg, wobei jeweils Artikel, Geschichten und Sendungen entstanden.

Doch zum Lebensthema, das mich fünfzehn Jahre beschäftigen sollte, wurden die Kurden und ihr Kampf um Gleichberechtigung in den fünf Ländern, in denen sie leben.

Reisen in den Iran, den Irak, die Sowjetunion, Syrien und die Türkei. Interviews mit Kurdenführern, Ghassemlu im Iran, den Barzani-Brüdern, Talabani und Mahmut Osman aus dem Irak, Abdullah Öcalan, dem PKK-Chef für die Kurden aus der Türkei, Syrien und dem Libanon. Begleitung der bewaffneten männlichen und weiblichen Pesch-Merga, 1990 Inhaftierung in der Türkei wegen angeblichem „Terrorismus und Separatismus“ (Wie es dort zur Zeit wieder passiert).

Der Münchner Bürgermeister Hahnzog kontaktiert Außenminister Genscher und Bundespräsident Weizsäcker, die mit Abbruch der diplomatischen Beziehungen zur Türkei drohen, wenn ich nicht freikäme.
Nach zehn Tagen und zwei Prozessen werde ich aus „Mangel an Beweisen“ freigesprochen.

Meine drei Kurdenbücher:

  • ,,Durchs freie Kurdistan“ (1980, 2 Auflagen)
  • ,,Kurdische Reise“ (1989)
  • ,,Der brennende Dornbusch“ (1991)

Lesungen, Vorträge, Ausstellungen zum Thema „Kurden“ in ganz Deutschland.

Kurdenführer

Kurdenführer
Kurdenführer

Ein zweites Lebensthema erscheint: Lateinamerika und sein Kampf um Selbstbestimmung. Durch Vermittlung des holländischen Korrespondenten Koos Koster Kontakte zur Guerrilla in EI Salvador bekommen, in deren Camp gelebt, Gespräche aufgezeichnet, Fotos gemacht.

Die Nachbarländer Honduras, Guatemala und Nicaragua besucht, wo gerade die Sandinisten gesiegt hatten, was für die Nachbarländer eine große Hoffnung darstellte.

Buch: ,,Kreuzweg Mittelamerika“ (1983)

Kurz vor Erscheinen des Buches wird Koos Koster von der salvadorianischen Diktatorenarmee erschossen. Wir hatten uns vorgenommen, gemeinsam nach Bolivien zu reisen, um über die Struktur eines der ärmsten und interessantesten Länder Südamerikas zu berichten. So war ich gezwungen, es alleine zu tun.

Ich zog mit den Mineros in die Zinnminen, begleitete Goldgräber an Nebenflüssen des Amazonas, sprach mit Überlebenden der Che-Guevara-Guerrilla, interviewte frühere Diktatoren wie Hugo Banzer, demonstrierte mit künftigen Präsidenten wie Evo Morales für die Rechte der Coca-Bauern in Cochabamba.

Buch: ,,Bolivien, schwankende Wege der Freiheit“ (1984) Die Hauptstadt La Paz wird nämlich emphatisch „Wiege der Freiheit und Grab der Tyrannen“ genannt.

1985 als erste Auslandskorrespondentin der Berliner taz (Tageszeitung) in Spanien:

Artikel und Fotos zu Politik und Kultur, Vergangenheit und Gegenwart, zusammengefasst im Spanienbuch „Menschenlandschaften“ (1988 Elefanten Press Berlin) als Autorin und Herausgeberin, ergänzt von Berichten anderer Spanienkenner.

Danach als Reiseleiterin den Jakobsweg in Spanien entlanggeführt. Zur Vorsitzenden des Bayerischen Schriftstellerverbandes (VS) gewählt, organisierte ich 1988 (55 Jahre Bücherverbrennung) die erste Lesung aus „verbrannten Dichtern“ an der Feldherrnhalle und eine Broschüre mit dem Titel „Autoren lesen“ für Schulen und Universitäten, in der sich die Schriftsteller selber vorstellten, um eingeladen zu werden.

Die Türkenstraße, in der ich seit 1968 lebe, drängte sich als weiteres Lebensthema geradezu auf: Nach einem historischen Abriss über das Verhältnis Orient/Okzident, Türken/Deutsche (wegen des Namens) und ihr Verhältnis zueinander, erzählen an die 150 Türkenstraßler über ihre prägenden Erlebnisse vor Ort, darunter einige, die Georg Elser, den Bürgerbräuattentäter noch kennengelernt (Ski-Vörg, Soller-Rosi) oder ihm ein Zimmer vermietet hatten (Rosa Lehmann). „Türkenstraße, Vorstadt und Hinterhof, eine Chronik, erzählt“ erscheint nach sieben Jahren Vorarbeit 1998 in der ersten Auflage, 2003 in der zweiten (915 Seiten).

Preise:

Für das Türkenstraßenbuch den Ernst-Hoferichter-Preis der Stadt München (2000), für „beispielhafte Hofbegrünung“ zwei städtische Preise 1976 und 1985 (zusammen mit der Hausgemeinschaft) 2009 von der Stiftung „Erinnerung“ den Marion-Samuel-Preis für meine Elser-Aktivitäten im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses erhalten

Ausstellungen:

  • „Türkenstraßler, Vorstädter, Hinterhöfler“, Portraitfotos mit den dazugehörigen Texten aus dem Türkenstraßenbuch
  • ,,Ich, Pepsi und mein Sohn Timmy“, Fotos und Gedanken zum Katzen leben an sich; Collagen, Monologe, Dialoge
  • „Zauberbilder“: Doppelbelichtungen von Menschen und Orten in der Maxvorstadt und dazugehörigen Texten
  • „Findlinge“: Gefundene Objekte spielerisch zusammengesetzt, die miteinander in Dialog treten
  • Bestückung des Schaukasten der einstigen „Aktion Maxvorstadt“ am Klohäusl Ecke Türken­Schellingstraße mit eigenen Fotos, Texten, aktuellen Artikeln und Karikaturen zu Themen des Stadtteils und der Stadt.

In den 2000er Jahren waren noch zwei Bücher erschienen, eines zur Freiheits-Aktion Bayern (FAB) ,,Der Geist aus der Dschunke“ (2003), eine kritische Bestandsaufnahme der Erhebung der Dolmetscherkompanie von Rupprecht Gerngroß im April 1945 gegen die Nazi-Herrschaft, deren Glaubwürdigkeit allerdings ziemlich zweifelhaft ist und das andere: ,,Mallorca, die vergewaltigte Schöne“ (2007) über die sprachliche und kulturelle Kolonisierung der Balearen durch die Katalanen vom Festland gegenüber. Zum Dank ernannte die Balearische Sprachakademie mich zum Ehrenmitglied.

Bücher

Doch das Lebensthema „Elser“ verdrängte allmählich alle anderen.